Jahresrückblick 2021

Wie für die meisten Menschen, blieb Corona für uns das bestimmende Thema des Jahres. Für viele verschwimmen die vergangenen zwei Jahre mit all ihren Lockdowns und des wenig abwechslungsreichen Pandemiealltags. Schon deswegen lohnt sich ein ordnender Blick auf das vergangene Jahr 2021.

Corona und die globale Ungleichheit

Nach wie vor stand für uns alles eindeutig im Zeichen der globalen Pandemie und ihren Ungleichheiten: Während in den reichen Industriestaaten bereits über die vierte Impfung diskutiert wird, ist ein Großteil der Weltbevölkerung immer noch nicht oder nur unzureichend geschützt. Auch Masken und Tests sind für uns mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, andernorts aber immer noch knappes Gut oder unerschwinglich für die breite Bevölkerung. Ganz zu schweigen von der nötigen Ausrüstung für eine umfassende Behandlung.
2021 haben wir unser Möglichstes gegeben, um gegen diese Ungleichheiten anzukämpfen.    

CADUS in Nordostsyrien

Im Januar führten wir die lokale Produktion und kostenfreie Verteilung von Masken an die Menschen Nordostsyriens weiter. Sanktionen erschweren den Import von Masken in die Region erheblich, während die Inflation die vorhandenen Mund- und Nasenbedeckungen zu Luxusgütern macht. Dank unserer Spender*innen konnten wir 2020 und 2021 insgesamt 12.500 Masken herstellen und damit gleichzeitig lokalen Näher*innen ein Einkommen verschaffen.

Ein Behandlungssaal im Feldrkankenhaus in al-Hol. Bild: Carolin Lebek / CADUS

Camp al-Hol – eine einzige Herausforderung

Ein beständiger großer Teil unserer Arbeit bleibt weiterhin das Feldkrankenhaus und die Notrufleitstelle, die wir in al-Hol, Nordostsyrien, aufgebaut haben. Die mehr als angespannte Sicherheitslage im Camp wird durch Corona und die damit verbundenen Belastungen noch zugespitzt. Zusätzlich lassen Versorgungsengpässe bei Sauerstoff und Tests eine effektive Bekämpfung des Virus kaum zu.
Im Sommer mussten wir außerdem um die Wasserversorgung unserer Patient:innen im Feldkrankenhaus bangen. In der gesamten Region war der Grundwasserspiegel durch eine Dürreperiode so sehr abgefallen, dass mehrere Pumpstationen nicht mehr funktionierten.
Ein Zustand, der sich in den kommenden Jahren noch verstärken und die Spannungen in Nordostsyrien anwachsen lassen wird. Die langfristige Wasserversorgung unserer Krankenhauses wird 2022 eine wichtige Aufgabe für uns sein.

Neue Projekte im Irak

Im August durften wir Muhammed in unserem Team begrüßen. Mit seiner Hilfe werden wir unsere Aktivitäten im Irak wieder ausweiten und starteten direkt ein neues Projekt. Im Lehrkrankenhaus Ibn Sina in Mossul arbeiten wir mit der Organisation Viyan zusammen, um Trainings für die Infektionsprävention anzubieten. Nicht nur, aber gerade wegen Corona ein besonders wichtiges Thema für angehende Mediziner*innen und Pflegekräfte. Bis Ende des Projektes möchten wir 90 Trainings anbieten und dabei 1200 Personen fortbilden.

„Shadowing“ in Papua-Neu Guinea

Mit einer ähnlichen Aufgabe ging ein CADUS-Team im Dezember nach Papua-Neu Guinea in den Einsatz. Das Land hatte zuvor international um Hilfe bei der Bekämpfung der Pandemie gebeten. Die neun Medics gaben in den drei Wochen ihre Erfahrungen im Umgang mit Corona und der Covid-19 Behandlung an ihre lokalen Gesundheitskolleg*innen weiter. „Shadowing“ bezeichnet dabei eine zurückhaltende Beobachtung und Begleitung der Arbeitsabläufe.  Anschließend werden diese gemeinsam ausgewertet und verbessert. Bei allen erreichten Fortschritten wurde aber auch klar, wo die Grenzen des Teams liegen.
Mehr dazu in unserem Blog.

Während der Arbeit wurden auch Workshops gegeben, zum Beispiel für die Bedienung spezieller medizinischer Geräte. Foto: Lotte Heinl /CADUS

 

 

 

Vor der eigenen Haustür

Umverteilung hieß unser Stichwort für eine Großspende von 1,5 Millionen medizinischer Masken, die wir im Laufe des letzten Jahres erhielten. Diese haben wir europaweit aufgeteilt auf diverse kleinere Organisationen, die sich für die Rechte und die Versorgung von Geflüchteten an den europäischen Grenzen einsetzen. Dadurch konnten wir sicherstellen, dass die Masken genau da ankamen, wo sie gebraucht wurden.

Am Millerntor-Stadium des FC St.Pauli verteilten wir die 1,5 Millionen Masken um und brachten sie auf den Weg an die Außengrenzen Europas. Foto: Carolin Lebek/CADUS

Mit Hilfsgütern unterstützten wir auch lokale Initiativen an der polnisch-belarussischen Grenze.
Die Entwicklungen dort hatten wir schon lange mit Sorge beobachtet. Hunderte Geflüchtete im Winter, als politisches Druckmittel in einer militärischen Sperrzone – Zutaten für eine humanitäre Katastrophe.
Schließlich schickten wir ein kleines Team mit weiterem Equipment über die Weihnachtstage in die Grenzregion zur Unterstützung bei der medizinischen Versorgung der flüchtenden Menschen.
Kurz vor Jahresende beendeten wir vorerst unseren Einsatz, da es kaum mehr Menschen über die Grenzen schafften. Lokale Gruppen bleiben aber weiterhin aktiv.

Redefine Global Solidarity – auch 2022

Der Bedarf nach grenzübergreifender Solidarität zeigt sich nicht nur in dem moralischen Versagen der EU, wenn sie auf Abschreckung in der Grenzpolitik setzt und sich weigert, Geflüchteten mit Menschlichkeit zu begegnen. Er ist auch in der globalen Pandemie deutlich geworden. Das haben wir auch letztes Jahr immer wieder in unserer Arbeit gemerkt. Zu oft fehlt es an Sauerstoff, Tests, Impfstoff und Schutzausrüstung um die Bevölkerung zu schützen und Patient*innen effektiv zu behandeln. Währenddessen nimmt die soziale Ungleichheit weltweit zu und gesellschaftliche Spannungen verstärken sich.
Alpha, Delta, Omikron und so weiter – die Liste der Varianten ist auch ein Zeichen dafür, dass die Pandemie nur global gelöst werden kann. Gemeinsam. Solidarisch.

Dafür treten wir auch 2022 wieder an und hoffen auf deine Unterstützung!

Veröffentlicht:
Verfasser*in: von Cadus PR

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