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Einmal quer durch alle unsere Themen – Das war für uns der 36c3

Auch dieses Jahr waren wir wieder auf dem Chaos Computer Congress – zwischen Talks, Engeln, Schiffen und Leuchttürmen. Ein Rückblick auf "unseren" 36c3.

Vom 27. bis 30. Dezember 2019 hat der Chaos Communication Congress (c3) zum dritten mal auf der Leipziger Messe stattgefunden, und zum dritten mal war CADUS dabei. Der c3 wird seit 1984 vom Chaos Computer Club (CCC) organisiert und von vielen verschiedenen Gruppen, auf dem Kongress Assemblies genannt, mit Inhalten gefüllt. Auch CADUS war als Assembly vor Ort, doch unsere Aktivitäten gingen weit über einen Infostand hinaus. Wir standen insgesamt fünf mal auf verschiedenen Bühnen und haben unzählige spannende, für uns durchaus wegweisende Gespräche geführt. Und weil dieses Netzwerk für uns so wichtig ist und uns der Kongress am Herzen liegt, haben wir nicht erst am 27.12. angefangen, sondern uns schon weit im Vorfeld in die Orga mit eingebracht.


Innerhalb weniger Tage werden die Kongresshallen in Leipzig mit Bühnen, Ständen und Sitzecken vollgebaut. Foto: CADUS

Rund um den Leuchtturm

Wie auch schon letztes Jahr waren wir zusammen mit Freifunk wieder Teil des Orga-Teams des Open Infrastructure Orbit (OIO). In dem Orbit sind mehrere Assemblies zusammengefasst, er umfasst sozusagen ein „Kuchenstück“ der Messehalle 2. In der Verantwortung von CADUS lag vor allem der Bau des Orbits, sozusagen ein Außentermin für unseren Makerspace. Ursprünglich gab es die Richtlinie vom CCC, dass der Kongress im wesentlichen so aussehen sollte wie im vorigen Jahr, Schlagwort "copy-paste". Schließlich hatte es im Sommer ja schon das Chaos Communication Camp (CCCamp19) gegeben – bei dem wir ebenfalls beteiligt waren – und viel Energie war bereits dort hineingesteckt worden. Allerdings hat uns dann doch die Kreativität gepackt, und nach Monaten der Planung wurden schließlich ab Baubeginn am 19.12. ganze 75 Paletten in eine Felsenlandschaft mit Leuchtturm drauf verwandelt. Natürlich auch mit tatkräftiger Unterstützung von Engeln aus dem Himmel (auf dem c3 sind das die Helfer*innen und deren Koordinierungsstelle). Vielen Dank dafür nochmal!

Dank vieler helfenden Hände wird aus etwas Holz und Paletten ein Leuchtturm mit Sitzgelegenheit. Foto: CADUS

Die Felsen boten eine Sitzgelegenheit mit gutem Blick auf die von Freifunk organisierte OIO-Bühne. Im restlichen Teil des Orbits konnten die verschiedenen Assemblies auf den schon im letzten Jahr genutzten „Schiffen“ ihre Inhalte präsentieren. Zwei dieser Schiffe haben wir als CADUS bespielt. Hier konnten Interessierte einige unserer Open Source Hardware Projekte aus dem Crisis Response Makerspace sehen und mit uns darüber ins Gespräch kommen. Alle Stücke die wir dabei hatten – Nadelverglüher, Müllverbrenner, Boxen-System, Heißwasser-System, und natürlich der Life Sensor – befinden sich noch in der (teilweise weit fortgeschrittenen) Entwicklung. Daher haben wir uns sehr über die zahlreichen Anregungen und Unterstützungsangebote gefreut, die sich aus den Gesprächen ergeben haben. Und es gab nicht nur Projekte zum Anschauen, sondern auch etwas zum Hand anlegen: unsere Medics hatten eine Übungspuppe dabei, an denen das Geschick beim Intubieren ausprobiert werden konnte. Natürlich gilt: don‘t try this at home! Beim Medical Team des CCC – dem CERT – haben wir ebenfalls vorbeigeschaut und CADUS dort vorgestellt, was auf reges Interesse stieß.

Rundumblick vom OIO Space


Viele Inhalte – viele Fragen

Gleich am ersten Tag des Kongresses ging es für uns los mit einem Vortrag auf einer großen Bühne: unser Geschäftsführer Sebastian Jünemann hat zusammen mit dem Journalisten Ruben Neugebauer und der aus Nordost-Syrien zugeschalteten Fee Baumann vom Kurdish Red Crescent (KRC) einen kritischen Blick auf die Berichterstattung über die Region geworfen, und auch einen Einblick in unsere organisationsinterne Kommunikation während einer Krisensituation gegeben. Den Vortrag mit dem Titel „Katastrophe und Kommunikation am Beispiel Nord-Ost-Syrien“ könnt ihr euch – wie alle unsere Vorträge bei c3-Veranstaltungen – auf media.ccc.de ansehen.

Nicht immer geht da alles glatt – so hat bei unserer Vorstellung von CADUS während der Eröffnung der OIO-Bühne leider die Tonaufnahme ausgesetzt. Das müssen wir im nächsten Jahr dann wohl nochmal erzählen. Um so besser hat unser Beitrag zum „Dezentralen Jahresrückblick des CCC“ geklappt. Dazu hat sich unsere Werkstattleitung Vanessa Kehr kurz vorher mit der Vollgas Crew zusammengesetzt und gemeinsam wurden Bilder und Erinnerungen aus der Bauphase des CCCamp19 zusammengetragen. Das Ergebnis könnt ihr euch ab Stunde/Minute 1:17 ansehen. Vanessa ist sogar am Tag 3 spontan bei einer Koch-Show auf der OIO-Bühne eingesprungen und hat die Gelegenheit ergriffen, noch einmal etwas über CADUS zu erzählen.

Der Tag 3 hatte es für uns tatsächlich in sich: Sebastian saß an diesem Tag gleich zweimal auf der OIO-Bühne. Mit „Treating IS – Humanitäre Prinzipien im Konflikt“ hat er zusammen mit Frank Dörner von Ärzte ohne Grenzen eine Diskussion weitergeführt, die wir bereits in unserer eigenen monatlichen Veranstaltungsreihe „Debate“ angefangen hatten: wie können wir damit umgehen, dass im Mediendiskurs Stimmen laut werden, die Menschen das Recht auf medizinische Behandlung absprechen? Mit solchen Standpunkten wird CADUS tatsächlich konfrontiert, und nicht erst seit wir im Camp Al Hol in Nordost-Syrien ein Feldkrankenhaus betreiben. Die Antwort fällt hier relativ leicht: Menschen, die medizinische Hilfe brauchen, sollen diese auch erhalten, und humanitäre Prinzipien müssen verteidigt werden.

In der nächsten Diskussion die wir auf die OIO-Bühne gebracht haben wurden die Fragen im Verlauf allerdings immer größer und vielfältiger, und die Suche nach Antworten wird uns noch eine Weile beschäftigen. Diesmal saß Sebastian mit Steini – tatsächlich ein Urgestein des CCC und auch bei uns im Makerspace aktiv – auf der Bühne und diskutierte über „Ethische Grenzen im Making“. Dieses Thema beschäftigt uns mit unserem zunehmenden Engagement im Open Source Hardware-Bereich immer stärker. Wie können wir unserer Verantwortung nachkommen und möglichst ausschließen, dass Menschen zu Schaden kommen durch Informationen und Bauanleitungen die wir bereitstellen? Sollten wir Hardware-Entwicklung lieber etablierten Firmen mit Anschluss an das offizielle Zertifizierungs-System überlassen? Doch wie sieht es dann aus mit unserer Verantwortung gegenüber denjenigen (und das sind viele!), die sich solche Geräte und Equipment gar nicht leisten können? Oder die ohne die Anwendung von Überwachungssystemen aus dem Eigenbau nicht aus Seenot gerettet werden?

Sebastian Jünemann und Frank Dörner auf der OIO Bühne im Gespräch. Foto: CADUS

Aus dieser Diskussion sind wir mit vielen offenen Fragen gegangen, doch der 36c3 war definitiv der richtige Ort dafür. Denn wir konnten nicht nur einigen Vorträgen lauschen die unmittelbar mit unserer Fragestellung zu tun hatten. Genannt seien hier Talks zum Medizinproduktegesetz, zu Reverse Engineering, und zur Erstellung neuer Standards für Open Source Hardware. Wir konnten auch nach den Talks mit vielen der Vortragenden und mit den Zuhörer*innen die Diskussion weiterführen, haben wertvolle Tipps und unschätzbare Unterstützungsangebote erhalten. Als interdisziplinäre Organisation mit vielfältigen Ansatzpunkten innerhalb unserer humanitären Arbeit fühlen wir uns im Umfeld des CCC pudelwohl. Wir schauen gespannt auf das Jahr 2020 und darauf, was sich aus den während des 36c3 neu geknüpften Verbindungen noch alles entwickeln wird.

Und wie immer gilt: wenn ihr mal wieder was mit Holz machen wollt, ihr wisst ja wo ihr unseren Makerspace finden könnt.

Veröffentlicht:
Verfasser*in: Corinna Schäfer

By CadusPR

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